Überfall auf den Sender Gleiwitz

Hinzufügen eines Ereignisses Bild!
Personen:
3Liste der Personen
Veranstaltungen:
13Liste
Datumn:
31.08.1939
Zusätzliche Information

Der Überfall auf den Sender Gleiwitz am 31. August 1939 war eine von der SS fingierte Aktion mit dem Tarnnamen Unternehmen Tannenberg. Er ist der bekannteste einer Reihe von Vorfällen, die als propagandistischer Vorwand für den Polenfeldzug, den Beginn des Zweiten Weltkrieges, dienten.

Vorgeschichte

In der Ansprache Hitlers vor den Oberbefehlshabern am 22. August 1939 äußerte Hitler vor den versammelten Oberbefehlshabern:

„Die Auslösung des Konfliktes wird durch eine geeignete Propaganda erfolgen. Die Glaubwürdigkeit ist dabei gleichgültig, im Sieg liegt das Recht.“

Am 10. August 1939 befahl der Chef des SD Reinhard Heydrich dem SS-Sturmbannführer Alfred Naujocks, einen Anschlag auf die Radiostation bei Gleiwitz in der Nähe der polnischen Grenze vorzutäuschen und es so erscheinen zu lassen, als seien Polen die Angreifer gewesen. Laut Naujocks sagte Heydrich: „Ein tatsächlicher Beweis für polnische Übergriffe ist für die Auslandspresse und für die deutsche Propaganda nötig.“

Die Durchführung

Naujocks befand sich seit Mitte August 1939 im Hotel „Haus Oberschlesien“ in Gleiwitz und wartete auf seinen Einsatzbefehl. Am Nachmittag des 31. August 1939 gegen 16 Uhr erhielt er einen Anruf aus Berlin mit der Parole „Großmutter gestorben“. Gegen 20 Uhr drang Naujocks dann mit fünf oder sechs SS-Leuten mit Maschinenpistolen bewaffnet in Zivil, polnische Freischärler darstellend (unter „Falscher Flagge“), in das Sendegebäude des Senders Gleiwitz ein. Zwei Polizisten an der Pforte waren in die Aktion eingeweiht, der Pförtner hatte seinen Posten verlassen. Im Betriebsraum des Senders überwältigten die Männer vier Personen und brachten sie gefesselt in einen Kellerraum. Der Sender Gleiwitz strahlte kein eigenes Programm aus, sondern übernahm das des Reichssenders Breslau. Daher musste das SS-Kommando, in dem sich nur ein Fernmeldetechniker befand, mit einiger Mühe die Einspeisung des Programms unterbrechen und sich über ein so genanntes Gewittermikrofon, das erst gefunden werden musste, Zugriff auf den Sender verschaffen. Über den Sender wurde schließlich in deutscher und polnischer Sprache ein angeblicher Aufstand der polnischen Minderheit ausgerufen: „Achtung! Achtung! Hier ist Gleiwitz. Der Sender befindet sich in polnischer Hand … Die Stunde der Freiheit ist gekommen!“ Die folgende, vorbereitete Durchsage wurde verlesen. Sie dauerte knapp vier Minuten. Die Sendung endete mit dem Aufruf: „Hoch lebe Polen!“ Die Aktion dauerte nur wenige Minuten, dann verschwanden Naujocks und seine Männer wieder.

Zurück blieb ein Toter. Es handelte sich um den 41-jährigen Oberschlesier Franciszek (Franz) Honiok. Seine Leiche sollte als Beweis für einen angeblichen polnischen Überfall in der Sendeanlage dienen. Der bei der Gestapo als polenfreundlich bekannte Vertreter für Landmaschinen war erst am Vortag in einem Nachbardorf von Gleiwitz verhaftet worden, da eine Person als angeblicher Täter benötigt wurde, der man einen Überfall auf den Sender und eine antideutsche Rede im Rundfunk zutraute. Honiok wurde aus der Haft im Polizeipräsidium zum Sender Gleiwitz gebracht, nachdem ihm der SS-Arzt, Dr. med Horst Straßburger, eine betäubende Spritze verabreicht hatte. Er wurde bewusstlos am Sendegebäude abgelegt. Ob er an dieser Spritze starb oder von Naujocks oder einer anderen anwesenden SS-Einheit ermordet wurde, ist bis heute nicht bekannt.

Propagandistische Verwertung

Um 22.30 Uhr berichtet erstmals der Reichsrundfunk über den Überfall auf den Sender Gleiwitz und andere Grenzzwischenfälle. Am nächsten Tag erschien in der gesamten deutschen Presse die Meldung vom angeblichen Überfall. Der Völkische Beobachter schrieb unter der Überschrift „Der unerhörte Bandenüberfall auf den Sender Gleiwitz“, dass sich „die polnische Meute“ dazu habe „hinreißen lassen, die Reichsgrenze zu überschreiten, einen deutschen Sender zu überfallen, und die Kriegsfackel an ein Pulverfaß zu legen, dessen Existenz vor der Geschichte die Polen einmal zu verantworten haben werden.“

Hitler erwähnte Gleiwitz nicht direkt in seiner im Rundfunk übertragenen Reichstagsrede am Vormittag des 1. Septembers:

„Diese Vorgänge haben sich nun heute Nacht abermals wiederholt. Nachdem schon neulich in einer einzigen Nacht Grenzzwischenfälle waren, sind es heute Nacht 14 gewesen, darunter drei ganz schwere. … Polen hat heute Nacht zum ersten Mal auf unserem eigenen Territorium auch mit bereits regulären Soldaten geschossen. Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen. Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten.“

Das Auswärtige Amt veröffentlichte später eine Liste von amtlichen Meldungen über mehrere Dutzend schwere Grenzzwischenfälle mit Toten an der deutsch-polnischen Grenze seit dem 25. August 1939. Von elf Einträgen zum 31. August (inkl. Morgen des 1. September) beziehen sich zwei auf Vorfälle bei Gleiwitz:

„2. Meldung des Hauptzollamts Gleiwitz. Gegen 2 Uhr erfolgte von polnischer Seite ein Feuerüberfall auf die das Zollamt Neubersteich sichernde deutsche Grenzwache. Ein Angriff der Polen auf das Zollamt wurde durch deutsches Abwehrfeuer verhindert.“

„4. Meldung des Polizeipräsidenten Gleiwitz. Gegen 20 Uhr wurde der Sender Gleiwitz durch einen Trupp polnischer Aufständischer überfallen und vorübergehend besetzt. Die Aufständischen wurden durch deutsche Grenzpolizeibeamte vertrieben. Bei der Abwehr wurde ein Aufständischer tödlich verletzt.“

Da zum Sender Gleiwitz 20 Uhr bzw. polnische Aufständische angegeben sind, kann sich die Hitler-Rede mit heute Nacht bzw. regulären Soldaten kaum auf die Meldung 4 beziehen, sondern eher auf die Meldungen 7 und 8 der Staatspolizeistelle Liegnitz, in denen jeweils der Tod von deutschen Zollbeamten polnischen Truppen zur Last gelegt wird:

„7. Meldung der Staatspolizeistelle Liegnitz. In der Nacht vom 31. August zum 1. September wurde ein deutscher Zollbeamter bei Pfalzdorf, Kreis Grünberg, etwa 75 m von der polnischen Grenze entfernt, durch polnische Truppen tödlich verletzt.“

„8. Meldung der Staatspolizeistelle Liegnitz. In der Nacht vom 31. August zum 1. September wurde ein deutscher Zollbeamter während der Ausübung seines Dienstes bei Röhrsdorf, Kreis Fraustadt, durch polnische Truppen erschossen, ein weiterer Zollbeamter schwer verletzt.“

Die häufig zu lesende Angabe, die beteiligten SS-Angehörigen hätten polnische Uniformen getragen, ist umstritten. Zwar hatte die SS im Vorfeld der Aktion polnische Armeeuniformen von der Abwehr besorgt, diese kamen jedoch bei einer der beiden anderen in derselben Nacht direkt an der polnischen Grenze stattfindenden Inszenierungen zum Einsatz: Neben einem weiteren „Überfall“ am späten Abend auf ein Forsthaus im Grenzland der Kleinstadt Pitschen durch „polnische Freischärler“ wurde gegen 4 Uhr morgens ein Feuergefecht zwischen deutscher Grenzpolizei und polnischen Truppen am Zollhaus in Hochlinden bzw. „Hoflinden“[11] vorgetäuscht. Laut Aussage des US-amerikanischen Hilfsanklägers Major Warren F. Farr am 20. Dezember 1945 trugen die SS-Angehörigen polnische Uniformen. Dabei stützt er sich auf die Aussagen des Leiters der deutschen Sabotageabteilung des Amtes Ausland/Abwehr Erwin von Lahousen.

Aufarbeitung

Das Ereignis wurde 1961 Gegenstand des Dokumentarspielfilms der DEFA Der Fall Gleiwitz. Nach der Aufführung des Films im Hamburger Filmclub wurde gegen Naujocks Anzeige erstattet und ein Ermittlungsverfahren eröffnet. Naujocks wies Schuld am Tode von Franz Honiok zurück. Es war auch deswegen schwierig, Naujocks eine Mitschuld an der Tötung des Franz Honiok nachzuweisen, da noch andere SS-Einheiten bei dem Überfall zugegen waren. Zudem starb Naujocks während der Ermittlungen, so dass das Verfahren 1966 eingestellt wurde.

 

Ähnliche Veranstaltungen

NameDatumnSprachen
1Teroristi no Krievijas teritorijas apšauda ukraiņu robežposteni. Bojā iet vairāki desmiti robežsarguTeroristi no Krievijas teritorijas apšauda ukraiņu robežposteni. Bojā iet vairāki desmiti robežsargu11.07.2014lv, ru, ua
2
Ukrainā turpinās kaujas pret krievu teroristiem. Krievijas teroristi mēģina ielauzties caur Mariņivkas robežpunktu06.06.2014lv, ua
3 Krievijas- Ukrainas karš - uzbrukums Doņeckas apgabala robežpārejas punktā "Marinovka" Krievijas- Ukrainas karš - uzbrukums Doņeckas apgabala robežpārejas punktā "Marinovka" 05.06.2014lv
4Polijas pagrīdes valsts diena Polijas pagrīdes valsts diena 27.09.1998lv, pl, ru
5Hitlers kļūst par Vācijas armijas virspavēlniekuHitlers kļūst par Vācijas armijas virspavēlnieku19.12.1941lv
6Adolf Hitler visiting Malnava (Latvia), at HQ of Army, Group NorthAdolf Hitler visiting Malnava (Latvia), at HQ of Army, Group North21.07.1941en, lv, ru
7Operation BarbarossaOperation Barbarossa22.06.1941en, lv, pl, ru
8The Maslenki and other Latvian - Russian border incidentsThe Maslenki and other Latvian - Russian border incidents15.06.1940en, lv
9Winter WarWinter War30.11.1939en, lv, pl, ru
10Shelling of MainilaShelling of Mainila26.11.1939en, lv, pl, ru
11Adolf Hitler held a secret meeting with his generals at which he outlined his plans to gain 'living space' through warAdolf Hitler held a secret meeting with his generals at which he outlined his plans to gain 'living space' through war05.11.1937en, lv
12Ā. Hitleram piespriež 5 gadu cietumsodu par valsts apvērsuma mēģinājumuĀ. Hitleram piespriež 5 gadu cietumsodu par valsts apvērsuma mēģinājumu01.04.1924lv, pl
13 Ādolfs Hitlers kļuva par vācu sociālistu partijas vadītāju Ādolfs Hitlers kļuva par vācu sociālistu partijas vadītāju29.07.1921lv, pl

Karte

Quellen: wikipedia.org

Keine Orte zugewiesen

    Personen

    Name Geboren Gestorben Sprachen
    1Alfred NaujocksAlfred Naujocks20.09.191104.04.1966de, en, pl, ru
    2Reinhard HeydrichReinhard Heydrich07.03.190404.06.1942de, ee, en, fr, lt, lv, pl, ru, ua
    3Heinrich HimmlerHeinrich Himmler07.10.190023.05.1945de, en, lv, ru
    Schlagwörter