Katakomben von Paris

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Zusätzliche Information

Als Katakomben von Paris werden die ehemaligen unterirdischen Steinbrüche unter Paris bezeichnet. Ein Teil davon wurde als unterirdisches Beinhaus benutzt, das ab 1785 im Zuge der Schließung vieler Pariser Pfarrfriedhöfe in den Steinbrüchen auf dem linken Seineufer im 14. Arrondissement angelegt wurde.

Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren die Gebeine von etwa 6 Millionen Pariser Einwohnern in die Katakomben überführt worden.

Steinbrüche

Über eine Zeitspanne von fast 2000 Jahren lieferte der Untergrund von Paris sowohl die Steine, die für den Bau der Stadt erforderlich waren, als auch Gips und Ton. Der Abbau erfolgte zunächst in offenen Bergwerken und seit dem 12. Jahrhundert zunehmend unter Tage, in einer Tiefe von 5 bis 35 m. So entstand unter fast allen Pariser Stadtbezirken (außer dem 1. bis 4.) ein unterirdisches Stollennetz von ungefähr 300 km Länge. Zusätzlich werden die Nebengänge, die auf den amtlichen Plänen der Inspection des Carrières (dt. Generalinspektion der Steinbrüche) als Carrière inexplorée (dt. unerforschter Steinbruch) geführt werden, auf eine Länge von etwa 100 km geschätzt.

Die Gefahren, die sich aus der massiven Unterhöhlung der Stadt ergaben, führten dazu, dass ab 1600 erste Maßnahmen ergriffen wurden, mit dem Ziel, die Stollen aufzufüllen. Diese blieben aber ohne Folgen. Erst gemäß einer Verfügung vom 30. April 1772 wurden erste Pläne erstellt, woraufhin die unerwarteten Ausmaße der unter der Zollmauer (frz. Mur des Fermiers généraux) entdeckten Hohlräume zu massiven Beschwerden der beunruhigten Bevölkerung führten.

Am 4. April 1777 wurde die Inspection Générale des Carrières ins Leben gerufen. Noch 1782 schrieb Sébastien Mercier: „In den Mont-Rouge benachbarten Ebenen sieht man diese Räder sich drehen, die einen Durchmesser von 25 bis 30 Fuß haben, und welche die Steinbrüche erschöpfen.“

Nachdem mangels Sicherung der Hohlräume beim Abbau des Kalksteins der Untergrund an verschiedenen Stellen nachgegeben hatte und mehrere Straßenzüge eingebrochen waren, wurden die Steinbrüche kurze Zeit später geschlossen und fortan als Beinhaus genutzt. Seit der Zeit nennt man den früheren Haupteingang zu den Steinbrüchen und jetzigen offiziellen Zugang zu den Katakomben (s. u.) auch Barrière d'enfer („Schranke der Hölle“).

Nutzung zur Bestattung

Ende des 18. Jahrhunderts ergab sich ein weiteres Problem: Die wachsende Bevölkerung, Seuchen und Hungersnöte führten zu einer Überfüllung der Pariser Friedhöfe. Die Ruhefristen für Verstorbene verkürzten sich zusehends, weil dringend Platz für neue Tote geschaffen werden musste. Das Exhumieren nur halb verwester Leichen führte zu katastrophalen hygienischen Zuständen. 1779 erstickten angeblich mehrere Bewohner der Rue de la Lingerie am Gestank, der von dem benachbarten Cimetière des Innocents herüber wehte. So wurde behördlicherseits verfügt, dass der Friedhof zu räumen und zu schließen sei. Die dort exhumierten Gebeine wurden ab 1785 in die Katakomben überführt. Durch einen Schacht in der Avenue René-Coty wurden sie in die Tiefe versenkt. Später wurden auch die Friedhöfe von St-Eustache de Paris und Saint-Landry geräumt. Zunächst bei der Vorgehensweise etwas unorganisiert, begannen die Totengräber schließlich damit, Schädel und Knochen aufzuschichten und ihnen durch bestimmte Anordnung ein dekoratives Element zu verleihen. Gedenktafeln und Holzkreuze kennzeichneten die Herkunftsfriedhöfe.

Heutige Situation

Heute ist ein kleiner Teil der Katakomben – ca. zwei Kilometer – als Museum ausgebaut und für Besucher zugänglich (siehe Weblink Offizielle Seite). Der Hauptteil bleibt jedoch unzugänglich, weil er zur Verlegung von Versorgungsleitungen genutzt wurde. Ein Trakt der Katakomben gehört der Banque de France, die dort den Goldschatz der französischen Nationalbank untergebracht hat.

Der Eingang zu den öffentlich zugänglichen Katakomben liegt an der Place Denfert-Rochereau. Dort erfolgt der Abstieg über 130 Stufen in den Untergrund. Die Temperatur in den Katakomben beträgt 14 °C. An den ersten Besichtigungspunkten der Route können ehemalige unterirdische Steinbrüche besichtigt werden. Nach dem Passieren des Eingangs zum Beinhaus sind an weiteren Besichtigungspunkten die aufgeschichteten Knochen und Schädel zu sehen. Nach einem Aufstieg über 83 Stufen wird das Straßenniveau wieder erreicht. Der Ausgang befindet sich in der Rue Rémy Dumoncel. Für die Begehung der zwei Kilometer langen Route durch die öffentlich zugänglichen Katakomben sind etwa 45 Minuten erforderlich.

Cataphiles

Das französische Wort Cataphiles (frz. „Katakombenliebhaber“) bezeichnet eine Subkulturszene, die die ungesicherten Stollen illegal erforscht oder nutzt. Beamte der Pariser Polizei sind eigens für den Einsatz im Untergrund abgestellt.

Illegale Forscher

Bis heute ist ein großer Teil der unterirdischen Anlagen (bei denen es sich nicht nur um „echte Katakomben“ handelt) nicht vollständig erforscht und kartiert. Damit beschäftigen sich Hobbyforscher. Zwar ist deren Tätigkeit illegal, ein harter Kern von ca. 150 Personen ist der Polizei jedoch persönlich bekannt und genießt ein Vertrauen, das bisweilen vor der Strafverfolgung schützt. Die Ergebnisse solcher Forschungen kursieren in der Szene und teilweise im Internet.

Untergrund-Kultur

Eine andere Gruppe von Cataphiles nutzt die unterirdischen Anlagen für illegale Konzerte, Partys oder schwarze Messen. Diese „Kulturveranstaltungen“ werden rigoros bekämpft, da sie gegen viele Schutzbestimmungen (wie Brandschutz, Fluchtwege etc.) verstoßen. Bei derartigen illegalen Veranstaltungen wurden in der Vergangenheit oftmals erhaltenswerte Anlagen beschädigt, alte Grabstätten geschändet oder Höhlen als Müllhalde hinterlassen.

Filmische Rezeption

Von einer fiktiven Gruppe jugendlicher Forscher und ihrer Expedition in die unerforschten Teile der Pariser Katakomben handelt der 2014 in die Kinos gebrachte Horrorfilm Katakomben.

Quellen: wikimapia.org, timenote.info

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