Bruno Ganz
- Geburt:
- 22.03.1941
- Tot:
- 16.02.2019
- Lebensdauer:
- 77
- PERSON_DAYS_FROM_BIRTH:
- 30584
- PERSON_YEARS_FROM_BIRTH:
- 83
- PERSON_DAYS_FROM_DEATH:
- 2129
- PERSON_YEARS_FROM_DEATH:
- 5
- Mädchenname:
- Bruno Ganz
- Zusätzliche namen:
- Bruno Gancs, Бруно Ганц
- Kategorien:
- Schauspieler
- Nationalitäten:
- schweizer
- Friedhof:
- Geben Sie den Friedhof
Bruno Ganz (* 22. März 1941 in Zürich, † 16. Februar 2019 ebenda) war ein international tätiger Schweizer Schauspieler und seit 1996 der Träger des Iffland-Ringes.
Leben
Bruno Ganz wuchs in Zürich-Seebach als Sohn einer Italienischen Mutter und eines Schweizer Fabrikarbeiters auf. Schon vor der Matura beschloss er, Schauspieler zu werden. Mit 19 Jahren spielte er seine erste Filmrolle, den Kammerdiener in Der Herr mit der schwarzen Melone (1960).
Er besuchte das Zürcher Bühnenstudio (heute Hochschule der Künste). Nebenbei jobbte er als Buchverkäufer und absolvierte die schweizerische Rekrutenschule als Sanitäter. 1961 spielte er in Chikita einen Jazzfan.
Ein Jahr später kam Ganz in die Bundesrepublik Deutschland und spielte zunächst am Jungen Theater Göttingen, von 1964 bis 1969 am Theater am Goetheplatz in Bremen unter der Leitung von Kurt Hübner. Hier arbeitete er auch an Projekten von Peter Zadek mit. Im Jahr 1967 lernte er Peter Stein kennen, mit dem er in den folgenden Jahrzehnten zahlreiche Theaterprojekte realisierte. Im Anschluss daran wurde er vom Zürcher Schauspielhaus verpflichtet.
1970 stiess er zum Ensemble der Berliner Schaubühne. In der Folge arbeitete er mit Regisseuren wie Peter Zadek, Peter Stein, Claus Peymann, Klaus Michael Grüber, Luc Bondy und Dieter Dorn zusammen. 1972 spielte er erstmals bei den Salzburger Festspielen, unter Peymanns Regie in der Uraufführung von Thomas Bernhards Der Ignorant und der Wahnsinnige. Für diese Darstellung wurde er als «Schauspieler des Jahres» ausgezeichnet. Er blieb Bernhard bis zu dessen Tod 1989 freundschaftlich verbunden; Bernhards Stück Die Jagdgesellschaft enthält die Widmung „Für Bruno Ganz, wen sonst.“ Die intensivste Zusammenarbeit am Theater entwickelte sich seit den frühen 1970er Jahren mit dem Regisseur Klaus Michael Grüber. Mit der Uraufführung von Prometheus, gefesselt von Aischylos (Übersetzung Peter Handke) in Grübers Regie kehrte Bruno Ganz 1986 nach Salzburg zurück.
Durch etliche Filmrollen (unter anderem in Wim Wenders’ Der amerikanische Freund und Der Himmel über Berlin) wurde Bruno Ganz ab Mitte der 1970er Jahre einem grösseren Publikum bekannt. 1991 spielte er neben Otto Šimánek (Pan Tau) unter der Regie von Martin Walz in dem Film Die Wette (Sazka) mit.
Im Jahr 2000 drehte er mit Silvio Soldini den Film Brot und Tulpen, der vor allem in Italien mehrfach ausgezeichnet wurde. Noch im gleichen Jahr beeindruckte Ganz als Faust in Peter Steins 21-stündiger Inszenierung von Goethes Faust I und Faust II, die auf der Expo 2000 in Hannover uraufgeführt wurde, bevor eine Tournee nach Berlin und Wien führen sollte. Ganz wurde bei einem Probenunfall so schwer verletzt, dass er bei der Premiere nicht spielen konnte. 2003 debütierte er am Wiener Burgtheater unter Grübers Regie in Ödipus auf Kolonos des Sophokles (Bühnenbild und Kostüme: Anselm Kiefer; Übersetzung aus dem Altgriechischen: Peter Handke).
Nach einem Zerwürfnis mit Peymann spielte Ganz am Berliner Ensemble nicht wie erwartet in Botho Strauss’ Stück Schändungnach Shakespeare, sondern erst 2006 im Schauspielhaus Bochumunter der Regie von Elmar Goerden. 2004 verkörperte er Adolf Hitlerin dem von Bernd Eichinger produzierten Film Der Untergang – seine schauspielerische Leistung wurde von der Presse überwiegend als überragend bezeichnet.
2008 spielte er im ebenfalls von Eichinger produzierten Baader-Meinhof-Komplex den BKA-Präsidenten Horst Herold. Die Geschichte des Films sieht er in engem Zusammenhang mit seinem eigenen Leben. So war er lange Zeit Sympathisant der außerparlamentarischen Linken, auch von Ulrike Meinhof, distanzierte sich jedoch schnell von den Gewalttaten der RAF seit Mitte der 1970er Jahre.
Von 2010 bis 2013 war Bruno Ganz gemeinsam mit Iris Berben Präsident der Deutschen Filmakademie.
Bruno Ganz war seit 1965 mit Sabine Ganz verheiratet. Das Paar lebte weitgehend getrennt und hatte einen Sohn, der im Alter von vier Jahren erblindete. Bruno Ganz lebte auf der Halbinsel Au am linken Zürichseeufer, hatte eine Wohnung in Venedig und in Berlin. Seine langjährige Lebensgefährtin war die Fotografin Ruth Walz.
Ganz starb am 16. Februar 2019 im Alter von 77 Jahren in seinem Wohnhaus in Zürich.
Auszeichnungen
Im Februar 1996 vermachte der Schauspieler Josef Meinrad Bruno Ganz den Iffland-Ring, der seit über 100 Jahren an den jeweils «würdigsten» Schauspieler deutschsprachiger Bühnen weitervererbt wird. Im Oktober 2014 wurde bekannt, dass Ganz testamentarisch Gert Voss als Nachfolger festgelegt hatte, dieser starb jedoch im Juli 2014.
Am 2. März 2006 wurde Ganz in Wien vom österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst überreicht. Damit wurde Ganz in die Österreichische Kurie für Kunst aufgenommen.
Weitere Auszeichnungen
- 1973: Schauspieler des Jahres
- 1976: Deutscher Filmpreis, Filmband in Gold für darstellerische Leistungen in Die Marquise von O.
- 1979: Deutscher Darstellerpreis (Chaplin-Schuh)
- 1991: Hans-Reinhart-Ring der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur
- 1998: Officier dans l’Ordre des Arts et des Lettres
- 1998: Prix Walo
- 1999: Adolf-Grimme-Preis, für Gegen Ende der Nacht(zusammen mit Oliver Storz, Karoline Eichhorn und Stefan Kurt)
- 1999: Bremer Filmpreis
- 2000: Ritter der Kunst und Literatur (Ordre des Arts et des Lettres)
- 2000: Europäischer Filmpreis
- 2000: David di Donatello, für Brot und Tulpen
- 2001: Niedersächsischer Verdienstorden (1. Klasse)
- 2001: Theaterpreis Berlin
- 2001: Schweizer Filmpreis (Bester Darsteller, für Brot und Tulpen)
- 2004: Prix Walo
- 2004: Bambi, für Der Untergang
- 2004: SwissAward in der Sparte Kultur
- 2004: Europäischer Filmpreis
- 2005: Goldener Gong, für Der Untergang
- 2005: Jupiter, für Der Untergang
- 2006: Kunstpreis der Stadt Zürich
- 2006: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (4. Oktober 2006)
- 2006: Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
- 2006: Goldener Ochse – Ehrenpreis beim Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern
- 2007: Ritter der französischen Ehrenlegion
- 2008: 22. Internationales Filmfest Braunschweig – Europäischer Schauspielpreis „Die Europa“
- 2010: Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin
- 2010: Europäischer Filmpreis für ein Lebenswerk
- 2011: Pardo alla Carriera al Festival del film Locarno
- 2013: Preis für Schauspielkunst (Festival des deutschen Films, Ludwigshafen)
- 2014: Goldene Kamera, für sein Lebenswerk
- 2015: Carl-Zuckmayer-Medaille
- 2015: Golden Camera 300 am Manaki Brothers Film Festival, für sein Lebenswerk
- 2016: SwissAward – Lifetime Award für sein Lebenswerk
- 2016: Bayerischer Filmpreis 2016: Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten
- 2017: zwei Schweizer Filmpreise (Bester Darsteller, als Arthur Bloch in Un Juif pour l’exemple, und Ehrenpreis)
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