Paul Schäfer
- Dzimšanas datums:
- 04.12.1921
- Miršanas datums:
- 24.04.2010
- Mūža garums:
- 88
- Dienas kopš dzimšanas:
- 37634
- Gadi kopš dzimšanas:
- 103
- Dienas kopš miršanas:
- 5351
- Gadi kopš miršanas:
- 14
- Papildu vārdi:
- Пауль Шефер, Paul Schäfer Schneider
- Kategorijas:
- 2. Pasaules kara dalībnieks, Kara noziedzinieks, Mediķis, Militārpersona, karavīrs, Nacists
- Tautība:
- vācietis, čīlietis
- Kapsēta:
- Norādīt kapsētu
Paul Schäfer (* 4. Dezember 1921 in Bonn; † 24. April 2010 in Santiago de Chile) war der Gründer der Sekte Colonia Dignidad in Chile. Am 24. Mai 2006 wurde Schäfer von einem chilenischen Gericht des Missbrauchs von Kindern in 25 Fällen für schuldig befunden und zu einer Haftstrafe von 20 Jahren und Zahlungen von insgesamt $ 1,5 Millionen an elf Jugendliche verurteilt.
Leben
Paul Schäfer wuchs zusammen mit seinen beiden älteren Brüdern in Troisdorf auf. Er war zweimal in der Schule sitzengeblieben. In seiner Kindheit verlor er ein Auge, welches durch ein Glasauge ersetzt wurde und Grund für die Ausmusterung beim Heer war. Er war Mitglied im „Eichenkreuz“, einer evangelischen Jugendorganisation. Entgegen Medien- und Eigendarstellungen war Schäfer nie Offizier in der Wehrmacht oder Mitglied in nationalsozialistischen Organisationen, sondern Pfleger und nahm als Sanitäter in Frankreich am Zweiten Weltkrieg teil.
Erste TätigkeitsfelderPaul Schäfer arbeitete nach dem Zweiten Weltkrieg als Jugendpfleger einer Abspaltung der evangelischen Kirche. Als Leiter eines Zeltlagers hat Paul Schäfer laut Zeugen bereits 1947 seine Neigung zu sadistischen Praktiken gezeigt:
„Das Essen war eines Tages versehentlich angebrannt. Die Jungen im Lager sollten es trotzdem essen. Jede Alternative galt als Ungehorsam und wurde mit drakonischer Bestrafung bedroht. Einer hielt es nicht aus und aß ein Stück Fallobst. Er musste sich nackt ausziehen, wurde von den Lagerältesten an den Rand des Geländes geführt und musste dann unter Stockschlägen Spießruten laufen.“
Als sich die Gerüchte mehrten, dass Schäfer ihm anvertraute Kinder und Jugendliche misshandle und sexuell missbrauche, erfolgte um 1949/50 seine Entlassung aus dem kirchlichen Dienst. Zu einem gerichtlichen Strafverfahren kam es allerdings nicht.
Paul Schäfer machte sich nach seiner Entlassung als Laienprediger selbstständig. Sein Wirkungsfeld waren zunächst separierte protestantische Kreise, die sich ihm weitgehend kritiklos öffneten. Dabei traf er auch auf Hugo Baar, der zu dieser Zeit noch Prediger einer Baptistengemeinde war. In Schäfer und Baar fanden eine starke Führungspersönlichkeit und ein rhetorisch gewandter Prediger zusammen, die bei ihren gemeinsamen Auftritten viele Menschen an sich zu binden wussten. Dabei geriet Baar, der sich in den letzten Jahren seines Lebens von Schäfer lossagte, immer stärker unter den – so Baar – „dämonischen“ Einfluss des ehemaligen Jugendpflegers und wurde ihm hörig. Er wurde schließlich seines Predigeramtes enthoben und trat aus der Baptistenkirche aus.
Schäfer und Baar gaben vor, der Idee einer an die Gütergemeinschaft der Jerusalemer Urgemeinde angelehnten urchristlichen Lebensweise zu dienen. Mit endzeitlichen Lehren verbreiteten sie unter ihren Hörern Schreckensszenarien. Sicherheit vor den kommenden Katastrophen gebe es nur in der Geborgenheit ihrer Gemeinschaft und unter der Leitung des von Gott eingesetzten Paul Schäfer. Zunächst erwarteten sie von ihren Anhängern nur den zehnten Teil ihres Einkommens. Später – als sich aus dem Anhängerkreis eine geschlossene Gesellschaft formierte – forderten sie das gesamte Vermögen ihrer Mitglieder. Erbschaften, Lebensversicherungen und Rentenansprüche mussten auf Schäfer übertragen werden. Das Geld investierten Schäfer und Baar in verschiedene Wohn- und Geschäftsprojekte.
Projekte in DeutschlandIn Lohmar-Heide baute Schäfer für seine Anhänger ein Gemeinschaftshaus. Nach außen vermittelte die Sekte den Eindruck, eine glückliche Gemeinschaft zu sein. Ihr Einkommen sicherte sie sich durch den staatlich anerkannten Betrieb eines Jugendheimes. Schäfer erwies sich auch in anderen Bereichen als geschäftstüchtig. Er pachtete zum Beispiel Lebensmittel- und Tabakwarengeschäfte. Seinen Sektenmitgliedern verlangte er ab, hart und unentgeltlich zu arbeiten.
Schäfer forderte mit der Zeit immer eindeutiger, dass seine Anhänger ihre familiären Bindungen nach außerhalb auf das Mindeste zu beschränken hatten. Am besten sei es, diese ganz aufzugeben, denn – so Schäfer – „ein freier Christ kann Gott besser dienen“. Durch Beichtzwang gelang es ihm, seinen Einfluss auf den Einzelnen immer stärker geltend zu machen. Intimste Gedanken und Handlungen mussten vor ihm ausgesprochen werden. Drakonische körperliche Strafen wurden von ihm verhängt. Während Schäfer von seinen Anhängern sexuelle Askese verlangte, verging er sich sexuell an Kindern, insbesondere an Jungen.
Als in Siegburg 1961 zwei Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch öffentlich wurden, schritten die Bonner Kriminalpolizei sowie die Staatsanwaltschaft ein. Schäfer tauchte mit Hilfe von Freunden unter und floh nach Chile. Seine mittlerweile mehr als 200 Anhänger – die meisten kamen aus Hamburg, Gronau und Siegburg – folgten ihm in den nächsten Monaten. Schäfer lockte sie mit einem „urchristlichen Leben im Gelobten Land“. Zögernden und Ängstlichen drohte er mit der Behauptung, eine sowjetische Invasion apokalyptischen Ausmaßes werde alle Lebensmöglichkeiten in Deutschland zunichtemachen.
Aktivitäten in ChileIm Zusammenhang des folgenden Exodus wurde das Haus der Sektengemeinschaft in Heide an die Bundesregierung verkauft. Es brachte einen Erlös von 900.000 DM ein. Mit diesem Geld erwarb Schäfer eine heruntergewirtschaftete Finca größeren Ausmaßes nahe der Stadt Parral – etwa 350 Kilometer südlich von Santiago de Chile. Er nannte sie Colonia Dignidad – Kolonie der Würde.
Gegenüber den chilenischen Behörden gaben Schäfer und Baar vor, sich dort um chilenische Waisenkinder kümmern zu wollen. Damit war beabsichtigt, der Colonia „familienlosen“ Nachwuchs zuzuführen.
In der Geschlossenheit der Colonia Dignidad gelang es ihm, die von ihm verwandten Unterdrückungsmechanismen weiter zu entwickeln. Von seinen Anhängern verlangte er totale Unterwerfung und setzte diese auch mit Gewalt durch. Der Arbeitstag in der „Kolonie der Würde“ hatte 16 Stunden. Ruhetage, Gottesdienste und Gebetszeiten, die es vorher gegeben hatte, wurden als „sinnlos vertane Zeit“ abgeschafft. Die Hörigkeit der Sektenmitglieder wurde so stark, dass jede Kraft zum Widerstand erlosch. Es gab streng getrennte Frauen-, Männer- und Kinderhäuser. Private Gespräche waren verpönt, nach und nach strikt verboten. Zuwiderhandlungen hatten harte Strafen zur Folge. Jeder musste fürchten, denunziert zu werden, jeder konnte ein Spitzel sein.
Die Kolonie wurde zu einer Art Festung ausgebaut. Palisadenzäune mit Wachtürmen und Stolperfallen sowie bewaffnete Wachposten sorgten dafür, dass eine nach außen hin hermetisch abgeriegelte Diktatur entstand.
Wirtschaftlicher ErfolgIn wenigen Jahren entstand in unermüdlicher Zwangsarbeit ein von den Medien als Mustergut bezeichneter landwirtschaftlicher Großbetrieb von rund 15.000 Hektar umzäunten Lands. Schäfers Anhänger bauten Straßen und Brücken, gruben in verschiedenen Minen nach Gold und Titan. Als Aushängeschild der Kolonie galt das Krankenhaus, in dem die arme Bevölkerung des Umlandes kostenlos behandelt wurde.
Chilenischen Jungen wurde im Internat der Colonia Dignidad Essen und Ausbildung geboten. Auch dieses Internat diente der Rekrutierung neuen Sektennachwuchses. Klagen der Kinder über Misshandlung und Missbrauch wurden von den Eltern nicht ernstgenommen und von den staatlichen Behörden nicht verfolgt.
Schäfer hatte inzwischen mit dem diktatorischen Pinochet-Regime Verhandlungen geführt. Seit dem Putsch im September 1973 bestand zwischen der chilenischen Militärdiktatur und der Kolonie eine enge Kooperation, deren ganzes Ausmaß Gegenstand gegenwärtiger (2005) polizeilicher Untersuchungen ist.
Auch deutsche Politiker – darunter der damalige bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß, als er zur Pinochetzeit den Ehrendoktortitel der Universidad de Chile erhielt – besuchten Schäfers Kolonie. Sie genoss die Unterstützung der deutschen Botschaft in Santiago; unter anderem renovierten Handwerker aus der Colonia Dignidad im Inneren der Botschaft. Frühere Sektenmitglieder klagen, dass sie von der deutschen Botschaft nach Fluchtversuchen wieder in die Colonia zurückgeschickt wurden. Von deutscher Seite wird dazu bis heute keine Stellungnahme abgegeben. Es gelang dem Sektenführer, ein positives Bild von „deutscher Schaffenskraft“ im Ausland zu vermitteln.
VerhaftungAm 10. März 2005 wurde Schäfer in Argentinien festgenommen, nachdem er acht Jahre untergetaucht war. Zwei Tage später wurde er an die chilenische Staatsanwaltschaft übergeben. Die chilenischen Behörden erhoben noch im März 2005 Anklage wegen Entführung im Zusammenhang mit dem Verschwinden des Dissidenten Alvaro Vallejos. Bereits im November 2004 war Schäfer in Abwesenheit von einem Gericht in Chile des sexuellen Missbrauchs von 27 Kindern für schuldig befunden worden. Im Dezember 2005 erfolgte eine weitere Anklage gegen Schäfer, nachdem die ehemalige Leiterin der Klinik der „Colonia“, Gisela Seewald, gestanden hatte, Kinder mit Elektroschocks gequält und unnötigen „psychiatrischen Behandlungen“ unterzogen zu haben, um sie gefügig zu machen. In der Anklageschrift wird Schäfer und Seewald unter anderem vorgeworfen, acht Kinder deutscher Herkunft ihren Eltern entrissen und schwer misshandelt zu haben. Am 24. Mai 2006 wurde Schäfer schließlich durch den Richter Hernán González vom Gericht in Parral, Chile, des Missbrauchs von Kindern in 25 Fällen für schuldig befunden und zu einer Haftstrafe von 20 Jahren und Zahlungen von insgesamt 770 Millionen Pesos (ungefähr 1,5 Millionen $) an elf Jugendliche verurteilt, deren Vertreter Klage eingereicht hatten.
Am 14. Mai 2009 wurde Schäfer in Santiago De Chile zu weiteren drei Jahren Gefängnis verurteilt wegen Körperverletzung in acht Fällen. Bei den Opfern handelte es sich um Kinder, die zwischen 1970 und 1980 im Spital der Siedlung mit Psychopharmaka gequält worden seien.
Zudem war dort noch ein weiteres Verfahren wegen illegalen Waffenbesitzes anhängig.
TodSchäfer erlag einem Herzleiden am 24. April 2010 im Alter von 88 Jahren in einem Gefängnishospital in Santiago de Chile. Schäfer wurde auf dem Friedhof Parque del Recuerdo Cordillera im Stadtteil Puente Alto von Santiago beigesetzt. Bei der Beerdigung, die unter Protesten der Bevölkerung stattfand, sollen nur sieben Personen anwesend gewesen sein – darunter eine einzige Verwandte Schäfers, die Adoptivtochter Rebecca.
Ermittlungen der deutschen Justiz gegen Schäfer
Parallel zu den laufenden Prozessen in Chile begannen in Deutschland drei Ermittlungsverfahren gegen Paul Schäfer und weitere Angehörige der Colonia Dignidad. Diese Ermittlungen der deutschen Justiz führten aber weder zu einem Prozess noch zu einem Haftbefehl gegen Schäfer.
Nach den Aussagen des betroffenen Ehepaars Packmor vor dem Bonner Untersuchungsausschuss wurden Mitte der 1980er-Jahre Ermittlungen wegen Körperverletzung und Freiheitsberaubung gegen Paul Schäfer aufgenommen.
1991 erstattete ein Frankfurter Rechtsanwalt Anzeige gegen Paul Schäfer wegen Beteiligung an der Tötung oppositioneller Chilenen in der Colonia Dignidad. Ein drittes Verfahren begann Ende April 1997. „Nach einem detaillierten Bericht im Kölner Stadt-Anzeiger haben wir von Amts wegen ein Ermittlungsverfahren gegen Paul Schäfer wegen sexueller Misshandlungen von Jugendlichen in Chile eingeleitet“, so Paul Iwand, der Sprecher der Bonner Staatsanwaltschaft.
Avoti: wikipedia.org
Nav pesaistītu vietu
Nav norādīti notikumi